
Tipps zur Vermittlung der Abstandsregeln an Primarschulen
1,5 Meter – dieser Wert bereitet gerade vielen Schulleitungen, Lehrerinnen und Lehrern Kopfzerbrechen. Gemeint ist natürlich der nötige Mindestabstand, den auch Schüler und Lehrkräfte einhalten müssen, um eine Ausbreitung von Covid-19 zu vermeiden. Grundschülern fällt das Abstandhalten oft schwer. Sie brauchen Hilfestellungen, um die ungewohnten Regelungen einhalten zu können.
Bis zu den Sommerferien soll „möglichst jede Schülerin und jeder Schüler zeitweise die Schule besuchen“, heisst es im „Rahmenkonzept für die Wiederaufnahme von Unterricht in Schulen“. Die obersten Grundschulklassen sind in vielen Bundesländern bereits im Präsenzunterricht an ihren Schulen, die übrigen Klassen sollen nach und nach folgen.
Lehrerinnen und Lehrer haben gemäss den von den Ländern erlassenen Hygienehinweisen, oft als „Hygieneplan Corona“ bezeichnet, nun die genauso wichtige wie schwierige Aufgabe, ihren Schülern die Abstands- und Hygieneregeln zu vermitteln.
Das bedeutet, die Schüler müssen
- die Regelungen kennen,
- ihre Sinnhaftigkeit verstehen und
- die Vorgaben umsetzen können.
Vieles davon haben sie schon in der Zeit zu Hause geübt, so dass es inzwischen schon fast selbstverständlich ist: Gründliches Händewaschen (eine Anleitung zum Ausdrucken finden Sie hier), in die Armbeuge husten und niesen, wenn kein Taschentuch zur Hand ist und möglichst nicht ins Gesicht fassen.
Viel schwerer fällt es den Schülern, v.a. in den Pausen und auf dem Schulweg, die Abstandsregel immer einzuhalten. Hier helfen sichtbare Erinnerungen, Rituale und Signale.
Wann sollten die Schüler von den Abstandsregeln in Kenntnis gesetzt werden?
Kurz gesagt: sobald wie möglich.
- Die Umsetzung der Regelungen ist sehr wichtig, damit im Fall einer Erkrankung möglichst wenige weitere Personen infiziert werden.
- Durch das Besprechen gleich zu Beginn des Unterrichts, wird den Kindern die Wichtigkeit klar und es geht nicht zwischen anderen Themen unter.
- Zu Beginn des Schultags sind die Kinder noch aufnahmefähig und können sich die Informationen besser merken.
- Es hilft den Kindern, wenn Unsicherheiten rasch beseitigt werden und sie wissen, was sie erwartet.
Die Vorbereitung auf die Abstandsregeln kann in mehreren Schritten umgesetzt werden:
Vorbereitung durch die Eltern
Am besten bereiten die Eltern ihre Kinder schon etwas darauf vor, wie sie sich auf dem Schulweg verhalten sollen und was sie in der Schule erwartet. In einem Elternbrief können Sie die Eltern über die Massnahmen an Ihrer Schule informieren und sie darum bitten, ihren Kinder davon zu berichten.
Empfang vor der Schule
V.a. am ersten Tag sollten die Kinder schon vor dem Betreten der Schule durch Lehrkräfte in Empfang genommen werden. Sie erklären ihnen, wie sie nun zu ihrem Klassenzimmer laufen sollen und wie sie sich auf dem Weg verhalten sollen, wenn sie anderen Schülern begegnen.
Detaillierte Vermittlung in der Lerngruppe
Ist Ihre Lerngruppe im Klassenraum angekommen, können Sie nach der Begrüssung möglichst bald mit der Vermittlung der Hygiene- und Abstandsregeln beginnen.
Kopiervorlage "Schön, dass du wieder da bist!"
Damit sich die Kinder nach der Vermittlung der Abstandsregeln willkommen fühlen und positiv starten, haben wir eine Kopiervorlage vorbereitet, die gerne ausgedruckt und genutzt werden darf :)
Die Schüler können dort ihre Erlebnisse in der Zeit zu Hause und ihre Wünsche für die gemeinsame Zeit in der Schule eintragen:
Tipps zur Vermittlung der Abstandsregeln in der Primarschule
1. Die Schüler einbinden
Corona ist als Thema allgegenwärtig und beschäftigt natürlich auch die Schüler. Als Einstieg bietet es sich deshalb an, die Erfahrungen und das Vorwissen der Schüler einzubinden.
Dadurch erfahren Sie auch, was die Schüler gerade besonders bewegt und ob sie Sorgen und Ängste haben, die nach der Vermittlung der Abstands- und Hygieneregeln noch eigehender besprochen werden sollten.
Sie können beispielsweise ein Bild wie dieses als Gesprächsanlass nutzen:
Fragen Sie die Schüler z. B., warum solche und ähnliche Schilder und Markierungen nun überall in der Schule zu finden sind und warum es nun so wichtig ist, Abstand zu anderen Schülern und Lehrkräften zu halten. Gemeinsam mit den Schülern motivieren Sie dadurch zur Befolgung der Regelungen.
2. Verständnis schaffen
Warum ist es wichtig, Abstand zu halten? Warum so oft Händewaschen und in die Armbeuge niesen? Wenn die Schüler verstehen, warum die Regelungen so wichtig sind, fällt es ihnen leichter, sie einzuhalten. Wie im vorhergehenden Tipp beschrieben, können die Kinder die wichtigsten Punkte selbst herausarbeiten und so einbezogen werden.
Als Lehrerinnen und Lehrer können Sie die Antworten der Schüler mit Hintergrundwissen stützen, indem Sie z. B. erläutern, dass man sich die Hände mit Seife waschen soll, da das Coronavirus von einer Fetthülle umgeben ist, die durch die Seife zerstört wird. Das Virus kann sich dann nicht mehr vermehren und wird durch gründliches Waschen abgespült.
Kindgerechte Erklärungen gibt es z.B. bei der „Sendung mit der Maus“ oder „Logo“.
3. Die Regeln sichtbar machen
Gerade bei jüngeren Kindern reicht es nicht aus, die Hygiene- und Abstandsregeln nur zu besprechen. Die Schüler kennen die Regeln dann zwar, aber in den Pausen, auf den Fluren oder in der Toilette sind sie auch schnell wieder ohne böse Absicht vergessen. Solange die Kinder noch keine Routine in der Anwendung haben, sind allgegenwärtige, sichtbare Erinnerungen sinnvoll.
Besonders gut eignen sich schnell verständliche Piktogramme. So verstehen auch Kinder, die noch nicht lesen können oder noch nicht so gut Deutsch sprechen, was gemeint ist.
Beispiele für Gedächtnisstützen:
- Plakat in den Klassen mit einer Auflistung der Regeln
- Bodenmarkierungen in Form von Pfeilen für die Wegeführung und Laufrichtung
- Markierungen v.a. an Orten mit höherem Schüleraufkommen in Form von Bodenaufklebern im Abstand von 1,5 Metern (auf dem Schulhof eignet sich auch Sprühkreide gut), die die Abstandsregel verdeutlichen
- Aufsteller mit Hinweis auf die Abstandsregel
- Händewaschanleitungen bei den Waschbecken (Kopiervorlage „Händewaschen“)
- Hinweise auf den Tischen, wo Schüler (nicht) sitzen sollen (Kopiervorlage „Bitte Platz freihalten“)
4. Abläufe einüben
Praktisches Üben hilft den Schülern, die Abstandsregelungen in der Schule sicher einzuhalten. Viele gewohnte Situationen und Abläufe müssen nun angepasst werden. Nachdem Sie die Vorgaben in Ruhe besprochen haben, können Sie die Regelungen gemeinsam mit der Lerngruppe einüben. Damit die Schüler genau wissen, was zu tun ist, können Sie die Umsetzung einmal vormachen. Danach können einzelne Schüler die besprochenen Massnahmen, wie „Was mache ich, wenn ich einen Raum betrete“, ausführen. Die anderen Schüler sehen zu und können danach noch offene Fragen stellen.
Türanhänger
Um den Besuch der Toilette einfacher zu gestalten, haben wir Türanhänger für die Schultoilette gestaltet: Die Kinder bekommen alle eine Wäscheklammer mit ihrem Namen und heften die Klammer dann an ein dafür vorgesehenes Feld auf dem Türanhänger. Sind alle Felder belegt, weiss das Kind, dass es draussen warten muss. Den Anhänger gibt es mit 5 und 6 Feldern für die Klammern.
Damit die Türanhänger lange gut aussehen, können Sie die Schilder laminieren.
Wiederkehrende Fragen zu neuen Situationen sind beispielsweise:
- Wie funktioniert die neue Wegeführung (z. B. vom Schultor zum Klassenzimmer, evtl. in weitere Räume und zurück, zur Toilette)?
- Was mache ich, wenn ich einen Raum betrete (z. B. Abstand halten, Hände waschen/desinfizieren, direkt zum Platz gehen, festgelegte Sitzplätze einnehmen)?
- Was muss ich beachten, wenn ich die Toilette aufsuche (z. B. nur einzeln eintreten, Toilettenampel auf besetzt stellen, Hände waschen/desinfizieren)?
- Wie laufen die kleinen Pausen ab (z. B. im Raum bleiben, nicht herumlaufen)?
- Wie laufen die grossen Pausen ab (z. B. Wegeführung zum Pausenbereich, dabei Abstand halten und langsam gehen, nur bestimmte Bereiche im Pausenhof nutzen, nur in der eigenen Lerngruppe die Pause verbringen)
Die wichtigsten Punkte von wiederkehrenden Abläufen können die Schüler auf Plakaten notieren, die in der Klasse als Erinnerung aufgehängt werden.
In den Folgetagen helfen kleine Wiederholungseinheiten den Schülern, die Regeln einzuhalten. Machen Sie ein kleines Morgenritual daraus: In der ersten Stunde wiederholen einzelne Schüler mit Hilfe der Plakate die Regeln. Danach dürfen die Schüler berichten, welche Probleme im Alltag evtl. aufgetreten sind. Gemeinsam können dann Lösungen dafür besprochen werden. Die Massnahmen werden so schnell zur Routine.
5. Ausgleichsmöglichkeiten schaffen
Um zu verhindern, dass in den Pausen unkontrolliert getobt wird, sind Beschäftigungsangebote sinnvoll. Denkbar sind beispielsweise ruhige Kinderyogaübungen oder eine Fantasiereise zum Entspannen und Abschütteln der Sorgen. Um Rückenschmerzen vorzubeugen, können Sie mit Ihren Schüler „dynamisches Sitzen“ üben.
Was tun, wenn die Schüler die Regeln nicht einhalten (können)?
Nicht rennen, kein direkter Kontakt zu den Mitschülern - die neuen Regeln sind für Grundschüler nicht leicht einzuhalten.
Wenn Sie feststellen, dass sich nach ein paar Tagen kleine Fehler einschleichen oder die Schüler die Abstandsregeln aus dem Blick verlieren, können folgende Massnahmen sinnvoll sein:
Wenn mehrere Kinder in der Lerngruppe unachtsam sind:
Können Sie
- noch einmal verständlich erklären und üben, was zu tun ist.
- erneut ein Gespräch über die Wichtigkeit der Massnahmen führen.
- mehr Ausgleichsmöglichkeiten nach langen Phasen des Sitzens etablieren.
Wenn einzelne Schüler Probleme mit den Regeln haben:
Fragen Sie,
- warum das Einhalten der Regeln so schwer fällt.
- ob der Schüler selbst Ideen hat, wie es leichter fallen könnte.
- ob er glaubt, dass ihm die angebotenen Hilfestellungen reichen, um die Regeln in Zukunft einhalten zu können.
Und nicht vergessen: Loben, wenn Ihre Schüler ihr Bestes geben, um den neuen Schulalltag mit seinen ungewohnten Regeln zu meistern
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