Wie lege ich ein Herbarium an? – Tipps für den Schulunterricht

Herbarium

Pflanzen sammeln, bestimmen, pressen und beschriften – das Erstellen von Herbarien ist sowohl in der Primarschule als auch an weiterführenden Schulen ein beliebtes Projekt für den Sachkunde- bzw. Biologieunterricht. Hier erhalten Sie Tipps für die Gestaltung und Vorlagen zum Ausdrucken.

Inhaltsverzeichnis
    • Was ist ein Herbarium?
    • Warum ein Herbarium?
    • Das Herbar-Projekt im Unterricht
    • Wie gestalte ich das Deckblatt?
    • Was ist beim Sammeln der Pflanzen zu beachten?
    • Wie bestimmen die Schüler die Pflanzen?
    • Wie presst man Blumen und Pflanzen am besten?
    • Wie lange müssen die Pflanzen gepresst werden?
    • Worauf werden die Pflanzen befestigt?
    • Welche Angaben müssen auf dem Etikett vermerkt werden?
    • Wie klebe ich die Pflanzen ein?
    • Wie bewahre ich die Herbarbogen auf?

Was ist ein Herbarium?

Ein Herbarium oder Herbar (lat. herba: Kraut) ist eine Pflanzensammlung. Die Pflanzen werden gepresst und auf einem Herbarbogen befestigt. Dort werden auch Angaben zur Pflanze und den Fundgegebenheiten gemacht. Deckblatt und Inhaltsverzeichnis komplettieren das Herbarium. Während im Frühling und Sommer meist Blühpflanzen gesammelt werden, können die Kinder im Herbst ein Herbarium mit Blättern von Bäumen und Sträuchern erstellen. 

Info

Warum ein Herbarium?

Die Schülerinnen und Schüler 

  • lernen heimische Pflanzen kennen. 
  • bewegen sich beim Sammeln der Pflanzen in der Natur. Das stärkt die Verbindung zur Umwelt und fördert einen respektvollen Umgang mit der Natur.
  • lernen wissenschaftliche Arbeitsweisen kennen, wie das Anlegen einer Sammlung oder das Herbarisieren von Pflanzen.
  • müssen beim Anlegen des Herbariums genau und geduldig arbeiten, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.
  • müssen Informationen gezielt recherchieren, auswerten und dokumentieren – eine wichtige Medienkompetenz.
  • bewahren das Herbarium oft lange auf. Das Anfertigen eines Herbariums ist deshalb ein schönes Langzeitprojekt für die Primarschule oder auch 5. und 6. Klassen an weiterführenden Schulen. 

Das Herbar-Projekt im Unterricht

Bevor die Schülerinnen und Schüler loslegen können, sollten folgende Punkte klar sein:

  • Wie viele Pflanzen soll das Herbarium beinhalten?
    Bei Grundschulkindern können Sie auch mit einer Positivliste (beispielsweise: Gänseblümchen, Löwenzahn, Spitzwegerich, Kornblume, Veilchen, Gundermann, Günsel) von z.B. 5 Pflanzen arbeiten, um zu vermeiden, dass die Kinder giftige oder geschützte Pflanzen sammeln.
  • Welche Anforderungen gelten für die Gestaltung?
    Zum Beispiel: Deckblatt, Inhaltsverzeichnis, welche Pflanzenteile, sauber beschriftete Herbarbögen.
  • Welche Informationen sollen zum Fund und zur Pflanze notiert werden?
    Zum Beispiel: Name (lat./dt.), Pflanzenfamilie, Fundort, Funddatum, Standortbedingungen, Besonderheiten.
  • Wie viel Zeit haben sie zum Erstellen des Herbariums?
    Da das Sammeln und Pressen bereits einige Zeit in Anspruch nimmt, sind mindestens 3 bis 4 Wochen sinnvoll. 
  • Wie erfolgt die Bewertung?
    Transparente Kriterien im Vorfeld besprechen (z. B. Vollständigkeit, Sorgfalt, Richtigkeit der Angaben, Gestaltung).

Differenzierungsmöglichkeiten für das Projekt:

  • Mengen-Differenzierung: Unterschiedliche Anzahl an Pflanzen.
  • Inhaltliche Differenzierung: Umfang der Pflanzeninformationen.
  • Gestalterische Differenzierung: Freiraum für kreative Umsetzung vs. klar strukturierte Vorgaben.
  • Hilfestellungen: Vorlagen oder Steckbriefe für jüngere oder leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler.

Wie gestalte ich das Deckblatt?

Das Herbarium benötigt ein Deckblatt, auf dem der Name des Herbariumbesitzers eingetragen wird und evtl. auch die Klasse. 

Hier haben wir für Sie ein Deckblatt, Herbarbögen und Etiketten zum Ausdrucken gestaltet, das Sie Ihren Schülerinnen und Schülern zur Verfügung stellen können:

Kopiervorlagen Herbarium

Was ist beim Sammeln der Pflanzen zu beachten?

    • Nur Wildpflanzen, keine Balkon- und Gartenpflanzen
    • Pflanzen am besten bei trockenem Wetter sammeln
    • Komplette, unversehrte Pflanzen (nicht nur einzelne Blüten, keine Pflanzen mit beschädigten Bestandteilen)
    • Pflanzen mit typischem Aussehen (bei mehreren Exemplaren: eine Pflanze, die in Grösse und Form dem Durchschnitt entspricht)
    • Am besten zwei bis drei Exemplare mitnehmen und pressen und das beste Ergebnis für das Herbarium verwenden
    • Keine Pflanzen in Naturschutzgebieten oder Biotopen sammeln
    • Keine Pflanzen sammeln, von denen es nur ein Exemplar am Standort gibt
    • Keine giftigen Pflanzen anfassen oder sammeln (z. B. Fingerhut, Eisenhut, Herbstzeitlose). 
      Empfehlung: Handschuhe tragen, besonders wenn man sich unsicher ist. 
Tipp

Damit die Pflanze nicht zu schnell welkt, in einen verschliessbaren Gefrierbeutel legen.

Und als Erinnerungsstütze: Datum und Fundort auf einem Zettel notieren und beilegen.

Wie bestimmen die Schülerinnen und Schüler die Pflanzen?

Am einfachsten können Pflanzen anhand ihrer Blüte bestimmt werden. Deswegen ist die ideale Zeit für das Anlegen eines Herbariums der Mai und der Juni, wenn besonders viele Pflanzen blühen. 

Im Unterricht können Sie vorab die verschiedenen Gewächsarten (Bäume/Sträucher, Gräser, Farne und krautige Pflanzen), den Aufbau von Pflanzen und Blüten, die unterschiedlichen Blütenformen und den Umgang mit Werken zur Pflanzenbestimmung besprechen. Das bekannteste Buch zu diesem Thema ist der Kosmos-Naturführer „Was blüht denn da?“. Auch Apps zur Pflanzenbestimmung können hier helfen.

Besonders in der Primarschule werden auch gerne Baumherbarien angelegt. Dabei werden die Blätter von Laubbäumen bestimmt und gepresst.

Wie presst man Blumen und Pflanzen am besten?

    1. Die Schülerinnen und Schüler legen die Pflanzen auf saugfähiges Papier und drapieren sie so, dass Blätter und Blüten nicht geknickt sind oder übereinanderliegen. Am besten drücken sie die Pflanzen etwas flach und legen ein weiteres Blatt Papier darauf. Gut geeignet sind Lösch- oder Zeitungspapier.
      Blumenbresse
    2. Um die Pflanzen zu pressen, ist eine Blumenpresse ideal. Die Löschpapierblätter mit den Pflanzen liegen dabei zwischen zwei Brettern. Am besten legen die Schülerinnen und Schüler zwischen Papier und Brett jeweils noch eine Lage Pappkarton. Mithilfe von Schrauben kann der Druck erhöht und schöne Ergebnisse erzielt werden. Wer keine Blumenpresse hat, kann mehrere schwere Bücher auf das Löschpapier mit den Pflanzen legen, um sie zu beschweren.
      Betzold Blumenpresse
    3. Die Feuchtigkeit wird so aus den Pflanzen gepresst und durch das Papier aufgesaugt. Nach etwa 3 Tagen sollte das feuchte Papier ausgetauscht werden.

Wie lange müssen die Pflanzen gepresst werden?

Nach mindestens einer Woche, besser sind zwei, sind die Blumen trocken und können im Herbarium eingeklebt werden. Fühlen sich die Pflanzen noch feucht an, müssen sie länger gepresst werden, sonst könnten sie schimmeln.

Die Gestaltung des Herbarbogens

Sind die Pflanzen trocken, können die Kinder sie auf einem Herbarbogen befestigen. Dafür eignet sich etwas stärkeres Papier im DIN-A4-Format. Die Pflanze wird entweder direkt auf dem Herbarbogen beschriftet oder die Schülerinnen und Schüler kleben ein dafür vorgesehenes Etikett auf. Üblicherweise wird dies in der unteren rechten Ecke positioniert.

Hier haben wir eine Kopiervorlage zum Ausdrucken vorbereitet, die sich für die Primarschule eignet:

Für ältere Schülerinnen und Schüler eignen sich dieser Etiketten, auf denen mehr Angaben zu den Pflanzen gemacht werden können. Die Etiketten können mit dieser Kopiervorlage für einen Herbarbogen kombiniert werden:

Welche Angaben müssen auf dem Etikett vermerkt werden?

  • Der deutsche Name der Pflanze,
  • Fundort,
  • Datum und
  • der Name des Sammlers sind die gängigsten Angaben auf einem Herbarbogen. 

Es können darüber hinaus aber noch weitere Angaben gemacht werden, wie z. B.

  • der botanische Name der Pflanze,
  • die Pflanzenfamilie oder
  • der Standort.
Info

Was ist der Unterschied zwischen Fundort und Standort? 

Der Fundort nennt die Stelle, an der die Pflanze gesammelt wurde. Der Standort beschreibt beispielsweise den üblichen Lebensraum der Pflanze (z. B. Waldränder, Feuchtwiesen), die bevorzugte Bodenart (z. B. trocken, nährstoffreich) und die geografische Verbreitung.

Wie klebe ich die Pflanzen ein? 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Blumen und Pflanzen auf dem Herbarbogen zu befestigen:

    • Schmale Papiersteifen: Die Pflanze wird mit mehreren schmalen Papierstreifen fixiert, deren Enden auf dem Bogen festgeklebt werden. So kommt die Pflanze selbst nicht mit dem Klebstoff in Kontakt. 
    • Klebefilm: Einfach und schnell, aber nicht so lange haltbar. Profis benutzen gummierte, säurefreie Klebestreifen aus dem Kunstbedarf.
    • Pflanzen direkt auf den Bogen kleben: Möglich, wenn man vorsichtig arbeitet. Der Klebstoff verteilt sich beim Andrücken der Pflanze leicht auch neben den Pflanzenteilen. 
    • Bogen mit Pflanze laminieren: bei wissenschaftlichen Herbarien ein No-go, da die Pflanze dort zugänglich bleiben muss. Ein Minus ist auch der Plastikverbrauch, wobei ein Herbarium hoffentlich nicht so schnell entsorgt wird :)

Tipp: Die Schüler sollten sich vorher gut überlegen, wie sie die Pflanze einkleben möchten. Einmal fixiert, kann die Ausrichtung nicht mehr verändert werden, ohne die Pflanze zu beschädigen. 

Wie bewahre ich die Herbarbogen auf?

Statt die Bogen direkt zu lochen, können sie in eine Prospekthülle eingelegt werden. Oder die Bogen werden lose in einer Mappe aufbewahrt.

Abschliessend noch das Inhaltsverzeichnis als Übersicht und das Deckblatt erstellen, dann ist das Herbarium fertig :)