Das Portfolio in Kindergarten und Kita - eine Entwicklungsgeschichte
Lesezeit: 9 Minuten
"Man muss sehen, ob die Kinder schwer an ihrer gesammelten Biografie zu tragen haben ... oder ob die Portfolios ihnen ein gutes Fundament für ihr Wachstum werden."
Dr. Felix Winter (2. Internationaler Kongress "Bildungs- und Lernprozesse in früher Kindheit: beobachten – dokumentieren - evaluieren", 2006)
Das Wichtigste zuerst: Das Portfolio ist Eigentum des Kindes – dies wird durch den Aufbau des Portfolios und die unterschiedlichen Portfoliovorlagen „Das bin ich“, „Das ist meine Familie“, deutlich. In dieser Entwicklungsmappe werden durch die Kinder ausgewählte Materialien und Werke, Erinnerungen und Lerngeschichten gesammelt. Allein beim Sammeln bleibt es allerdings nicht. Zusammen mit der Erzieherin, dem Erzieher oder mit den Eltern entstehen zwischen Kindern und Erwachsenen Gespräche auf Augenhöhe. Diese Gespräche sind durchaus gewollt und werden seitens der pädagogischen Fachkräfte auch gefördert. Gemeinsam wird durch das Portfolio in Kindergarten und Kita ein Erkenntnisgewinn angestrebt. Ziele der Portfolioarbeit sind, dass sich die Kinder mit dem eigenen Tun und ihrer Persönlichkeit auseinandersetzen, oder dass Erzieherinnen und Erzieher einen besseren Einblick in die Talente und Interessen der Kinder erlangen. Der Spass am Lernen und an der eigenen Entwicklung ist sicher das grösste Ziel dieser Entwicklungsreise. Ob in digitaler Form, in einem Ordner oder in einer selbstgestalteten Pappkiste: die Portfolioarbeit in Kindergarten und Kita ist in vielen Einrichtungen heute wichtiger Bestandteil der kindlichen Lerngeschichte.
Fragen und Antworten
Was ist ein Portfolio im Kindergarten?
Definition: Ein Portfolio, Bildungsbuch oder auch Entwicklungsmappe ist eine Zusammenstellung von Bastelarbeiten, Informationen, Erinnerungen, die sich rund um die Entwicklung und die Fähigkeiten des Kindes drehen. Es kann also auch als individuelle Dokumentation der Entwicklungsreise bezeichnet werden
Wie ist ein Portfolio aufgebaut?
Ein Portfolio besteht aus einem Ordner oder einer Mappe, einem Register und einzelnen Klarsichthüllen, in die die ausgewählten Stücke eingeheftet werden. Das Portfolio muss für die Kinder nachvollziehbar aufgebaut sein und für sie erreichbar aufbewahrt werden.
Was gehört in ein Kindergarten Portfolio?
Alles, was das Kind als wichtiges Projekt oder als wichtige Erinnerung empfindet. Dies können Fotos der Familie oder aus dem Kindergartenalltag sein, Bastelarbeiten, Schreibübungen, oder Erinnerungsstücke von Ausflügen. Wichtig ist, dass die Inhalte vom Kind ausgewählt werden. Zusätzlich verfasst die pädagogische Fachkraft Lerngeschichten und Briefe, die ebenfalls ihren Platz im Portfolio finden.
Wann wird das Portfolio erstellt?
Üblicherweise wird die Portfolio-Arbeit zu Beginn der Kindergartenzeit gestartet und zum Übergang in die Primarschule beendet. Im Alltag werden in vielen Einrichtungen spezielle Portfolio-Tage oder –Wochen eingerichtet, an denen Inhalte zusammengestellt werden und Themen aufgearbeitet werden. Am Ende der Kindergartenzeit wird den Kindern ihr Portfolio übergeben.
Aufbau und Ideen: Portfolio Ordner in Kiga und Kita
Was die Gestaltung des Portfolios angeht, haben Sie verschiedene Optionen, die jeweils individuelle Vorteile haben.
Portfolio in der Kiste: Sie benötigen eine Pappkiste. Diese wird von den Kindern individuell gestaltet und mit ihrem Namen versehen.
Vorteil: Auch grössere, dreidimensionale Erinnerungsstücke können hier untergebracht werden.
Portfolio im (klassischen) Ordner: Sie benötigen einen handelsüblichen Ordner. Der Ordner wird von den Kindern individuell gestaltet und mit ihren Namen versehen. Ausserdem sollten Sie Klarsichthüllen und ein Register in den Ordner heften. In diese Hüllen werden dann die einzelnen Teile der Bildungs- und Erinnerungsarbeit eingeheftet.
Vorteil: Der Inhalt des Portfolios kann gut geordnet werden und ist durch die Hüllen auch geschützt.
In einem Entwicklungsportfolio werden die folgenden Dinge gesammelt:
- kreative Werke der Kinder
- Fotos
- Lerngeschichten
- Erinnerungen an Ausflüge
- Briefe
Wichtig ist in allen Fällen, dass der Aufbau der Sammlung für die Kinder nachvollziehbar ist. Das Portfolio gehört dem Kind und das Kind bestimmt, wer sich das Portfolio ansehen darf. Was die Beschriftung der Sammlungen mit den jeweiligen Namen angeht, beachten Sie bitte die aktuellen Datenschutzrichtlinien.
Portfolioarbeit kann auch digital passieren. Fertigen Sie dazu Fotografien des ausgewählten Materials an und stellen dies auf einem Datenträger zusammen. Ein grosser Vorteil hier ist, dass auch Videos und Tonaufnahmen mit eingebunden werden können.
Schritt für Schritt zur Portfolioarbeit
Portfolioarbeit bedeutet zu Beginn einen Mehraufwand für Planung und Durchführung. Erstellen Sie im Team einen groben Themenplan für die Entwicklungsmappe. Als Standardthemen bieten sich an:
- Das bin ich
- Meine Familie
- Meine Freunde
- Das kann ich schon
- Meine schönsten Erlebnisse
- …
Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Die Inhalte des Portfolios entwickeln sich automatisch ausgerichtet an Ihrer täglichen Arbeit. Wichtig ist nur ein gruppenübergreifend einheitlicher Aufbau, um den Gruppenwechsel von Kindern so leicht wie möglich zu gestalten.
Bei der Organisation hilft Ihnen die Beantwortung der folgenden Fragen:
- Wie bewahren wir die Arbeiten der Kinder auf? Box oder Ordner?
- Wo haben wir in unserer Einrichtung Platz für die Lagerung der Portfolios?
- Welche Beobachtungsmethoden wenden wir für die Arbeit am Portfolio an?
- Wann führen wir Portfolioarbeit durch?
- Gestalten wir die einzelnen Seiten des Portfolios selbst, oder verwenden wir Vorlagen?
Portfolioarbeit von Kindern, Eltern und ErzieherInnen
Kinder gestalten zunächst den Aufbewahrungsort der Portfolio-Inhalte (Ordner, Mappe, Kiste). Danach gehen sie weiter ihrem jeweiligen Alltag in Kita oder Kindergarten nach und wählen zwischendurch immer wieder Stücke aus, die ihrem Portfolio beigefügt werden sollen. Als Eigentümer der Sammlung muss sie für die Kinder erreichbar gelagert werden, ausserdem entscheiden die Kinder selbst, wer sich das Portfolio ansehen darf. In den meisten Fällen werden die Inhalte aber gerne gezeigt und geteilt, da die Kinder sehr stolz auf ihre bisher erlernten Fähigkeiten sind.
Eltern können die Portfolioarbeit ebenfalls unterstützen, indem sie Briefe für das Portfolio verfassen, Familienbilder beisteuern und ganz einfach Interesse an der Reise ihres Kindes zeigen.
ErzieherInnen sind zusammen mit den Kindern der Motor der Portfolioarbeit. Oberste Priorität der pädagogischen Arbeit am Portfolio ist es, eine gute Umgebung für Lernsituationen und gemeinsame Reflektion zu schaffen. Das selbstständige Lernen der Kinder wird durch Erzieherinnen und Erzieher ebenso gefördert, wie die dialogische, gemeinsame Beschäftigung mit den einzelnen Erinnerungen. Gespräche auf Augenhöhe sind hier ebenso wichtig wie das Verfassen von Briefen an das Kind. Die Eltern müssen ebenso über den Portfolioprozess aufgeklärt werden. Die allgemeinen Ziele und Effekte der Arbeit am Portfolio sollten von allen Beteiligten verinnerlicht werden, um den Kindern einen guten Start in ihre lebenslange Lernreise zu ermöglichen.
Ein wichtiger Teil des Portfolios sind Lerngeschichten nach Margaret Carr.
Es handelt sich hierbei um Momentaufnahmen aus dem Alltag der Kinder. Die pädagogischen Fachkräfte beobachten die Kinder 5 – 10 Minuten bei einer selbstgewählten Aufgabe. Die Beobachtungen werden im Team diskutiert. Für das Portfolio wird nun ein Brief an das Kind verfasst, in dem diese ausgewerteten Beobachtungen für das Kind verständlich formuliert werden
Dominiert wird der komplette Prozess der Lerngeschichte von den 5 Lerndispositionen:
- interessiert sein
- engagiert sein
- Standhalten bei Herausforderungen
- sich ausdrücken und mitteilen
- Mitwirkung an der Lerngemeinschaft
Kostenloser Download: Portfoliovorlagen "Portfolio-Deckblatt", "Das bin ich" und "Das ist meine Familie"
Portfoliovorlage Deckblatt: "Mein Kindergarten und ich"
Portfoliovorlage Deckblatt: "Meine Kita und ich"
Portfoliovorlage: "Das bin ich"
Portfoliovorlage: "Meine Familie"
Portfoliovorlage Blanko
Portfolio Ideen: Pop-up-Karte, Huhn & Ei
Ideen zum Befüllen des Portfolios gibt es viele. Inspirationsquellen sind hier soziale Medien wie pinterest, facebook oder instagram – von Hand- und Fussabdrücken über Bastelarbeiten aus den unterschiedlichen Jahreszeiten bis hin zu Liedern und Reimen. Ausser kreativen Projekten finden Sie dort auch kostenlose Vorlagen für die Portfolioarbeit.
Pop-up-Karte „Meine liebsten Spielzeuge“
Material: Katalog mit Spielzeug, Klebestift, Schere, Stanzer in Herzform, Tonpapier
Schritt 1:
Schneiden Sie aus weissem und farbigem Tonpapier 2 gleichgrosse Rechtecke aus.
Schritt 2:
Falten Sie beide Rechtecke in der Mitte, so dass eine Karte zum Aufklappen entsteht.
Schritt 3:
Schneiden Sie nun in den Falz der weissen Karte 2 – 4 kurze Schnitte (je 2 Schnitte für jeden Pop-up-Effekt).
Schritt 4:
Knicken Sie die ausgeschnittenen Bereiche nach innen in die Karte und kleben Sie die weisse Karte in die farbige Karte.
Schritt 5:
Stanzen Sie die Herzen aus rotem Tonpapier.
Schritt 6:
Die Kinder schneiden jetzt aus einem alten Katalog ihre liebsten Spielsachen aus (die Idee lässt sich auch als Wunschzettel für Weihnachten verwenden) und kleben die Ausschnitte in die Karte. Danach wird alles mit Herzen verziert. Fertig :)
Hallo kleines Küken: eine Bastelidee für Ostern und den Frühling
Material: Papier (grün, weiss, gelb, orange), Wackelaugen, Klebstoff, Schere
Schritt 1:
Fertigen Sie aus einem Papprest eine Ei-Schablone an.
Schritt 2:
Jedes Kind benötigt ein gelbes und ein weisses Ei zum Ausschneiden. Am Ende wird ein Loch mittig in das weisse Ei gestochen. Das erleichtert das Aufreissen.
Schritt 3:
Tragen Sie auf den äusseren Rand des gelben Eis den Klebstoff auf und kleben Sie das weisse Ei auf das gelbe Ei.
Schritt 4:
Knicken Sie nun das grüne Papier an der schmalen Seite ca. 2 Fingerbreit um. Dann fransig einschneiden.
Schritt 5:
Kleben Sie das Ei mit der weissen Seite nach vorne auf die „Wiese“. Reissen Sie das Ei in der Mitte ein wenig ein.
Schritt 6:
Kleben Sie Augen und Schnabel auf das „Küken“.
Wilde Hühner: mit Fingerfarben und Pappe schnell gebastelt
Material: Wellpappe (weiss), Tonpapier (rot und orange), Klebstoff, Fingerfarbe (rot, gelb, orange), Pinsel, Filzstift (schwarz)
Schritt 1:
Erstellen Sie als Schablone eine Grundform für den Hühnerkörper - hierzu können Sie einen alten Papprest verwenden.
Schritt 2:
Malen Sie die Umrisse des Huhns inklusive Aufsteller auf die Pappe. malen Sie ausserdem die Umrisse für Kamm, Kehllappen und Schnabel auf das farbige Tonpapier.
Schritt 3:
Schneiden Sie alles aus.
Schritt 4:
Nun wird das Huhn mit schnellen Wisch-Bewegungen bemalt (entweder mit den Fingern oder mit dem Pinsel).
Schritt 5:
Trocknen lassen, Augen aufmalen und Kehllappen, Schnabel und Kamm aufkleben.
Schritt 6:
Knicken Sie nun den Aufsteller nach hinten und die Seiten nach innen. Fertig ist das Huhn :)
Quellen:
Portfolios im Kindergarten - das schwedische Modell, Göran Krok, Maria Lindewald, Verlag an der Ruhr, 2007
Das Portfolio-Konzept für Kita und Kindergarten, Antje Bostelmann (Hrsg.), Verlag an der Ruhr, 2007
www.noe.gv.at
https://kindergartenpaedagogik.de
https://vsa.zh.ch
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