Schwimmunterricht in der Schule: Klare Strukturen und Ideen für eine sichere und effektive Schwimmstunde

Mädchen schwimmt in Schwimmbad

Schwimmunterricht kann schnell aus dem Ruder laufen – besonders wenn es an klaren Strukturen fehlt. Kinder benötigen Sicherheit, Orientierung und kleine Erfolgserlebnisse, um sich im Wasser wohlzufühlen und echte Fortschritte zu machen. Dabei ist die Verantwortung gross: Die Sicherheit muss stets an erster Stelle stehen.

Egal, ob Sie als Lehrerinnen und Lehrer den Kindern das Schwimmen beibringen oder die Schwimmfähigkeit verbessern möchten, es braucht klare Abläufe, einfache Ideen und bewährte Methoden. So schaffen Sie eine Umgebung, in der sich Kinder sicher fühlen und motiviert sind, ihre Schwimmfähigkeiten zu verbessern.

Inhalt
  • Die Grundlagen einer sicheren Schwimmstunde
  • Der Aufbau einer gelungenen Schwimmstunde
  • Zielsetzung und Tipps für einen effektiven Schwimmunterricht

Die Grundlagen einer sicheren Schwimmstunde

Bevor es ins Wasser geht, steht die Sicherheit der Schwimmstunde an erster Stelle. Diese umfasst nämlich weit mehr als das reine Beaufsichtigen der Schülerinnen und Schüler und ist elementar für den Schwimmunterricht.

Verbindliche Regeln und Rituale im Schwimmbad einführen

Im Schwimmbad ist es laut, rutschig und unübersichtlich. Umso wichtiger sind feste Rituale und klare Regeln, die Ihnen als Lehrkraft die Schwimmstunde vereinfachen. Dabei sollten grundlegende Regeln, wie z. B. nur unter Aufsicht ins Wasser gehen zu dürfen, nicht vom Beckenrand springen und im Bad nicht zu rennen, unbedingt vor dem ersten Schwimmbadbesuch geklärt werden. 

Auch wenn diese Regeln selbstverständlich erscheinen, müssen diese für alle Schülerinnen und Schüler klar benannt werden.

Neben dem Benennen der Regeln sind einheitliche Signale beim Schulschwimmen hilfreich. Ähnlich wie im Sportunterricht in der Turnhalle, bei dem ein Pfiff bedeuten kann, dass alle Kinder sich am Mittelkreis versammeln, lassen sich diese Rituale auch im Schwimmbad umsetzen.

Bei uns im Schwimmunterricht nutzen wir eine Handpfeife, damit die Kinder die Gespräche einstellen, sodass die Lehrkraft die folgende Übung erklären kann. Zwei Pfiffe bedeuten, dass die Kinder aus dem Wasser klettern und sich hintereinander beim Startblock versammeln.

Gerade bei freien Übungen wie dem Tauchen nach Ringen sind solche Signale hilfreich, um bei lauter Geräuschkulisse die Klasse wieder zu versammeln.

Klären Sie daher vor dem ersten Schwimmbadbesuch alle grundlegenden Regeln und vereinbaren Sie klare Signale innerhalb der Schwimmstunde.

Schwimmniveau der Schülerinnen und Schüler überprüfen

Um sicherzustellen, dass alle Kinder in der Klasse sicher schwimmen können, sollten Sie zu Beginn die Schwimmfähigkeit überprüfen. Dies sollte unabhängig von der Klassenstufe geschehen.

Man darf als Lehrkraft nicht den Fehler machen, davon auszugehen, dass ältere Schülerinnen und Schüler sicher schwimmen können. Sie werden verwundert sein, wie viele Kinder leider in Schulen noch immer nicht sicher schwimmen.

Starten Sie daher die erste Schwimmstunde idealerweise in dem Teil des Beckens, in dem die Kinder stehen können. Dort sollen sie einzeln oder zu zweit mehrere Runden schwimmen, sodass Sie als Lehrkraft die Schwimmfähigkeit einschätzen können.

Sagen Sie den Kindern klar, dass sie sich hinstellen oder am Beckenrand festhalten sollen, wenn sie keine Kraft zum Schwimmen mehr haben.

Was mache ich bei Nichtschwimmerinnen und Nichtschwimmern in der Klasse?

Sollte ein Kind es nicht schaffen, mindestens 25 Meter ohne Pause zu schwimmen, gilt es als Nichtschwimmer/Nichtschwimmerin. Es ist als Lehrkraft kaum möglich, sich allein um eine ganze Klasse von 20 oder mehr Schülern und Schülerinnen zu kümmern, insbesondere wenn Nichtschwimmerinnen und Nichtschwimmer dabei sind.

In diesem Fall gibt es nur die Möglichkeit, dem Kind eine Schwimmhilfe, wie beispielsweise eine Schwimmweste, anzuziehen oder auf einen externen Schwimmlehrer bzw. Schwimmlehrerin zurückzugreifen. Falls mehrere Lehrkräfte anwesend sind, kann sich eine Lehrkraft um die Nichtschwimmerinnen und Nichtschwimmer kümmern, während die andere die restliche Klasse übernimmt.

Abhängig vom Alter, kann zusätzlich ein Gespräch mit den Eltern sinnvoll sein. Dabei sollte thematisiert werden, dass das Kind über den Schulunterricht hinaus Förderungsbedarf hat. Parallel zum Schwimmunterricht in der Schule sollte das Kind einen Schwimmkurs besuchen oder von den Eltern beim Schwimmenlernen unterstützt werden.

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Organisation und Aufsicht innerhalb der Stunde

Neben dem Aufstellen der Regeln im Schwimmbad sowie dem Überprüfen der Schwimmfähigkeit, wird die Aufsicht innerhalb der Schwimmstunde oft unterschätzt.

Als Lehrkraft im Schwimmunterricht sollten Sie immer als Erste oder Erster im Schwimmbad sein – keine Schülerin und kein Schüler darf vor oder nach Ihnen im Bad sein. Nur so können Sie sicherstellen, dass keine unbeaufsichtigten Situationen entstehen. 

Bereiten Sie daher auch das benötigte Material unbedingt vor Beginn der Stunde vor. Es darf nicht vorkommen, dass Sie während des Aufwärmens oder beim Duschen das Bad verlassen, um etwas zu holen.

Auch scheinbar harmlose Wasserspiele wie Fangen, können schnell zu gefährlichen Situationen führen. Deshalb gilt: Die Aufsichtspflicht besteht nicht nur im Wasser, sondern auch am Beckenrand – von der ersten bis zur letzten Minute.

Der Aufbau einer gelungenen Schwimmstunde 

Eine gut strukturierte Schwimmstunde orientiert sich am Aufbau klassischer Sportstunden – mit einem klaren Einstieg, einem gezielten Hauptteil und einem sinnvollen Abschluss. 

1. Einstieg: Aufwärmen im Wasser

Der Einstieg lässt sich hervorragend nutzen für Wassergewöhnungsspiele. Egal, ob Fangspiele oder Figuren nachmachen, mit kleinen Spielen starten alle Altersgruppen mit Freude in die Schwimmstunde. Zudem fördern diese Spiele die Wassergewöhnung der Kinder.

Als Lehrkraft kann man dabei bereits sehr gut beobachten, welche Kinder sich wohl im Wasser fühlen und welche noch Angst haben. Gerade Kinder mit wenig Wassergewöhnung halten sich bei diesen Spielen sehr stark zurück.

Je mehr Kinder noch Angst vor dem Wasser haben und sich unwohl fühlen, desto mehr solcher Spiele können Sie in die Schwimmstunde einbauen.

2. Hauptteil: Technik | Ausdauer

Setzen Sie im Hauptteil der Stunde einen klaren Schwerpunkt. Dieser sollte entweder das Erlernen bzw. Verbessern einer bestimmten Schwimmlage sein oder ein Ausdauerthema. 

Natürlich lassen sich beide Aspekte miteinander verbinden – dennoch sollte stets einer der beiden im Vordergrund stehen. Wichtig ist es, die Ausdauer nicht in derselben Schwimmlage zu trainieren, in der gerade die Technik geübt wird.

Wenn das Thema der Schwimmstunde z. B. der Rückenarmzug ist, sollten die Kinder danach keine längeren Rückenstrecken schwimmen. Je länger die Strecke, desto schneller verfallen Kinder in alte oder unsaubere Technikmuster.

Das Erlernen oder Verbessern einer Schwimmlage lässt sich hierbei im Idealfall in drei Teilen gestalten:
  • Demonstration und Erklärung
  • geführte Übung
  • individuelle Korrektur und Wiederholung
So haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, zu verinnerlichen, worauf es bei der Technik ankommt, und können diese daraufhin gemeinsam mit Ihnen als Lehrkraft üben. Sobald dies gelingt, können sie allein üben und bei Bedarf individuell korrigiert werden.

3. Abschluss

Der Abschluss der Stunde lässt sich vielfältig gestalten, z. B. durch Wettschwimmen in Form von Staffeln, Tauchen, Springen oder Ähnliches. Gerade weil gegen Ende der Stunde die Konzentration der Kinder nachlässt, eignen sich entspannte und abwechslungsreiche Übungen für den Schluss.

Achten Sie beim Abschluss der Stunde darauf, dass die Klasse zusammenbleibt und Sie alle Kinder im Blick behalten. Beim Springen gilt die Regel, dass immer nur ein Kind springt, sobald das Becken leer ist.

Zielsetzung und Tipps für einen effektiven Schwimmunterricht

Neben der Sicherheit und dem Aufbau einer Übungsstunde, ist ein klarer inhaltlicher Fokus entscheidend für den Lernerfolg. Zu viele Inhalte auf einmal überfordern – weniger ist hier oft mehr.

Die Leitplanken der Ziele für den Schwimmunterricht werden im Lehrplan festgehalten, hier allerdings nicht explizit genannt. Im Lehrplan Baden-Württemberg steht für Klasse 5 und 6 als Ziel, „eine Schwimmtechnik mit Start und Wende demonstrieren“ sowie „grundlegende Bewegungsabläufe von zwei weiteren Schwimmtechniken ausführen.“

Was bedeutet das für die Zielsetzung? 

Fokussieren Sie sich auf das Erlernen von maximal 1 - 2 Schwimmtechniken für das Schuljahr. Planen Sie genügend Zeit für die einzelnen Lagen ein und verzichten Sie lieber auf eine Schwimmtechnik, wenn dafür eine andere mit einer sauberen Technik erlernt wird. Nicht korrigierte Technikfehler lassen sich später deutlich schwieriger wieder abtrainieren.

Wir unterstützen regelmässig Lehrkräfte im Schwimmunterricht und sehen immer wieder, dass zu viele Lehrkräfte sofort alle drei Schwimmlagen mit den Kindern machen möchten. Dies führt gerade bei jüngeren Schülerinnen und Schülern dazu, dass sie alle Lagen ein bisschen beherrschen, aber keine so richtig.

Gerade wenn Sie als Lehrkraft die Möglichkeit haben, die Schülerinnen und Schüler in der 5. und 6. Klasse begleiten zu dürfen, reicht das Erlernen von 1 - 2 Schwimmtechniken pro Jahrgang aus.

Technik vor Ausdauer

Für die Schwimmstunde gilt: Technik geht vor Ausdauer. Es ist kontraproduktiv, eine neue Schwimmlage zu erlernen oder zu verbessern, und mit dieser direkt längere Strecken zu schwimmen.

Kurze Strecken mit einer sauberen Technik sind langfristig deutlich effektiver, da sich so weniger Technikfehler einschleichen. Sobald die Schülerinnen und Schüler keine Kraft mehr haben, verfallen sie immer wieder in alte Technikmuster und das Erlernte wird vergessen.

Erst, wenn die Technik beim Grossteil der Klasse wirklich sitzt, können Sie sich mit Ihrer Klasse langsam an längere Strecken wagen.

Auch Staffeln oder andere Sprintformen sollten beim Erlernen oder Verbessern einer Schwimmtechnik hintenangestellt werden. Hier werden neu erlernte Techniken genauso schnell vergessen, wie wenn Kinder direkt mehrere Bahnen am Stück schwimmen müssen.

Starten Sie daher mit kurzen und sauberen Strecken und erhöhen Sie die Länge erst, wenn die Technik sicher beherrscht wird.

Pausen innerhalb der Schwimmstunden sinnvoll nutzen

Um neue Schwimmtechniken effektiv zu erlernen und diese erstmal auf einer kurzen Strecke zu schwimmen, brauchen Schülerinnen und Schüler genügend Pausen. Gerade am Anfang sind Konzentration und Kraft extrem wichtig. Nutzen Sie daher eingebaute Pausen sinnvoll, indem Sie leichte und weniger anspruchsvolle Übungen einplanen.

Startsprünge, Schwimmen durch Tauchreifen und koordinative Spiele eignen sich gut, um wieder neue Kraft zu tanken. Gerade beim Startsprung verbrauchen die Kinder viel weniger Kraft als beim Schwimmen.

Ein weiteres Beispiel ist auch das Gleiten in Verbindung mit Abstossen von der Wand. Hier lernen die Kinder neben Wasserwiderstand auch die Bedeutung einer stromlinienförmigen Körperhaltung kennen. So wird die Zeit zur Erholung trotzdem sinnvoll und aktiv genutzt.

So wird die Zeit zur Erholung trotzdem sinnvoll und aktiv genutzt.

Fazit für eine sichere und effektive Schwimmstunde

Eine sichere und effektive Schwimmstunde zeichnet sich durch drei Elemente aus: Sicherheit, Struktur und eine klare Zielsetzung. Egal, ob es die aufgestellten Regeln und Signale im Schwimmbad sind oder der Fokus auf einzelne Schwimmlagen, all das trägt zu einer erfolgreichen Schwimmstunde bei. 

Wenn Sie diese Grundlagen beherzigen, schaffen Sie nicht nur einen sicheren Raum im Wasser, sondern auch motivierende Lernerfahrungen für alle Kinder. Denn am Ende zählt nicht nur, wie schnell jemand schwimmt – sondern wie sicher, mit wie viel Freude und mit welchem langfristigen Lernerfolg.