Supervision und Coaching für Lehrerinnen und Lehrer
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Supervision und Coaching durch professionelle Beraterinnen und Berater ist im pädagogischen Bereich im Vergleich zu anderen Berufen noch weniger verbreitet. Dabei gäbe es sicher Anlässe: die emotionale und körperliche Belastung im Lehrerberuf ist hoch. Häufig werden Lehrkräfte mit neuen Aufgaben und Anforderungen konfrontiert. Durch die Corona-Pandemie erfolgte zuletzt eine rasche Umstellung von Präsenz- zu Distanz- und Hybridunterricht – was die Organisation des Unterrichts komplett veränderte.
Haben Sie vielleicht auch Fragen oder Probleme, bei deren Lösung Sie sich Unterstützung wünschen würden? Wissen aber nicht, ob eine Supervision das Richtige für Sie sein könnte? Hier sprechen wir mit Jasmin Landgraf, Supervisorin & Coach (DGSv), über Supervision für Lehrerinnen und Lehrer.
Liebe Frau Landgraf, treten viele Pädagoginnen und Pädagogen an Sie heran oder ist Supervision im Bildungsbereich tatsächlich noch vergleichsweise selten? Mit welchen Fragen wenden sich Lehrkräfte an Sie?
Vor allem in der aktuellen Situation, die in vielen Arbeitsbereichen von Veränderung und Unbeständigkeit geprägt sind, wird Supervision im Bildungsbereich vermehrt angefragt.
Hier handelt es sich zum einen um strukturelle Themen, im Hinblick auf veränderte bzw. neue Abläufe in den Einrichtungen, und zum anderen um persönliche Belastungsthemen der Fach- und Führungskräfte. Auch Inhalte, bezugzunehmend auf die Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzen, sind Themen.
Konkrete Fragen sind zum Beispiel: Wie kann ich vorhandene Arbeitsschritte effizienter gestalten? Oder: Wie können Strukturen in der Einrichtung verbessert werden?
Auch Fragestellungen, die das Team betreffen, kommen öfters in der Supervision vor. So zum Beispiel die Frage: Wie können wir als Team unsere Kommunikationsstrukturen verbessern?
Die Coaches sind ja sozusagen „Aussenstehende“, keine ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen. Welche Vor- oder Nachteile hat das für die Supervision?
Gerade die Position als „Aussenstehende“ ist von grossem Vorteil in der Supervision und beim Coaching. Man gehört nicht zum Team oder zur Einrichtung und kennt die Abläufe und Situationen aus Erzählungen der Supervisanden. Dies erlaubt der Supervisorin/dem Supervisor einen Blick von „aussen“ auf die Situation, ohne eine Trübung der Gegebenheiten durch eigene Interpretationen oder Erfahrungen zu haben.
Wie läuft eine Supervision ab?
Zunächst beschreibt der Supervisand ihre/seine mitgebrachte Fragestellung oder die derzeitige Situation die sie/ihn beschäftigt. Danach gehen wir der Frage auf den Grund, was sich konkret ändern oder verbessern sollte und wo das Ziel hierbei liegt. Durch Einsatz von verschiedenen Methoden und durch eine selbstreflektierende Haltung können die mitgebrachten Fragestellungen angegangen bzw. beantwortet werden.
Wie lange dauert eine Supervision üblicherweise?
Hier gibt es verschiedene Zeitmodelle. Diese sind abhängig vom Anliegen und vom Setting. In der Regel dauert eine Supervision im Einzelsetting 60 - 90 Minuten. Während eine Teamsupervision im Zeitraum zwischen zwei und vier Stunden liegen kann, je nach Teamgrösse.
Was können Lehrerinnen und Lehrer von einer Supervision erwarten? Welche Ziele werden bei einer Supervision verfolgt?
Lehrerinnen und Lehrer können in der Supervision ihre berufliche Haltung und Rolle reflektieren und kennenlernen. Ebenso kann das Format zur Verbesserung der eigenen Arbeitsweise sowie der Arbeitsstrukturen in der Einrichtung oder Schule dienen. Ziel einer Supervision ist, sich selbst in der beruflichen Situation genauer zu beleuchten und so positive Verbesserungen für sich und sein Arbeitsfeld zu erzielen.
Mir als Supervisorin ist wichtig, dass die Supervision ein Ort ist, an dem die Lehrkräfte persönliche Belastungen einbringen können und diese während des Settings Raum haben dürfen. Das können zum Beispiel herausfordernde Themen mit Schülern oder Eltern sein, die einem im schulischen Alltag begegnen.
Liebe Frau Kroker, vielen Dank für den spannenden gemeinsamen Austausch zum Thema Supervision.
Auch von meiner Seite herzlichen Dank für den Einblick in die Möglichkeiten von Supervision und Coaching!
Über Jasmin Landgraf
Die Sozialfachwirtin und staatlich anerkannte Erzieherin Jasmin Landgraf ist Supervisorin und Coach (DGSv). Mit ihren Supervisions- und Coaching-Angeboten unterstützt sie die Supervisanden dabei, neue Perspektiven und individuelle Lösungswege zu finden, die Arbeitsfähigkeit und Zufriedenheit im Beruf zu erhalten und vorhandene Ressourcen zu aktivieren. Weitere Infos erhalten Sie hier.
Häufig gestellte Fragen zum Thema „Supervision“
Was ist Supervision?
Supervision ist eine Beratungsform, bei der die Teilnehmenden im Einzel- oder Gruppengespräch sich und ihr Handeln reflektieren. Ziel ist es, mithilfe eines ausgebildeten Supervisors die Arbeitsqualität zu verbessern und Lösungen bei Problemen oder Fragen zu finden. Das Konzept von Supervision beinhaltet u. a. Aspekte der Psychologie, Soziologie und der Kommunikationswissenschaften.
Welche Arten von Supervision gibt es?
- Eine Gruppen-Supervision ist für Lehrkräfte verschiedener Schulen möglich oder für Mitglieder eines Kollegiums (Team-Supervision).
- Eine Einzel-Supervision bietet die Möglichkeit, Probleme vertraulich anzusprechen und sich auf individuelle Fragen zu konzentrieren.
- Eine institutionelle Supervision dient z. B. der Schulentwicklung. Bei einer Fallsupervision wird mithilfe einer Gruppe evtl. auch externer Experten nach Lösungsoptionen für ein spezielles Thema gesucht.
Wer bezahlt eine Supervision?
Eine Einzel-Supervision muss in der Regel privat bezahlt werden. V. a. für Gruppen-Supervisionen gibt es auch Angebote bei den schulpsychologischen Beratungsstellen.
Wo finde ich einen kompetenten Supervisor?
Auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Supervision und Coaching e.V. (DGSv) können Sie nach Supervisorinnen und Supervisoren in Ihrer Umgebung suchen.
Wann ist eine Supervision sinnvoll?
- Eine Supervision bzw. ein Coaching sind immer dann sinnvoll, wenn Sie vor schwierigen Situationen stehen, die Ihre Arbeit beeinträchtigen und die Sie nicht selbst oder mit der Hilfe von Kolleginnen und Kollegen lösen können. Dabei kann es sich um konkrete akute Fälle handeln (z. B. Schwierigkeiten mit einer Schülerin/einem Schüler, der Schulleitung oder im Kolleg/innen-Kreis).
- Genauso können generelle Probleme, die im Zuge des Schulalltags entstehen (z. B. Zeitmanagement, Überforderung mit bestimmten Aufgaben), im Rahmen eines Coachings bearbeitet werden.
- Vorbeugend durchgeführt kann Supervision die Arbeit so beeinflussen, dass manche Probleme gar nicht erst auftreten. Sie dient auch der individuellen Weiterentwicklung und Fortbildung. Auch Lehrkräfte in einer Leitungsfunktion profitieren z. B. bei Fragen der Schulentwicklung oder des Personalmanagements von Coachings.
Besonders zu Beginn der beruflichen Laufbahn, im Referendariat und in der ersten Zeit als „fertige“ Lehrkraft an einer Schule ist Supervision ein sinnvolles Instrument. Denn man wird in der Ausbildung längst auf nicht alles ausreichend vorbereitet. Unterstützung dabei, die eigene kommunikative Kompetenz, Selbstmanagementstrategien und Selbstreflexion zu fördern, kann dem sogenannte „Praxisschock“ entgegenwirken, der noch immer häufig zu Abbrüchen der Laufbahn führt.
Wenn der Lehrerberuf tatsächlich nicht der passende Beruf ist, ist ein Wechsel sicher die richtige Entscheidung. Doch besonders, wenn es um so weitreichende Entscheidungen wie den Wechsel des Berufs geht, kann es helfen, die eigenen Fragen und Probleme unter geschulter Anleitung, z. B. im Rahmen einer Supervision, zu reflektieren und Antworten zu finden. Noch besser ist es, sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt Hilfe zu suchen.
Quellen:
- Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching
- Deutsche Gesellschaft für Supervision e.V (Hg.): Supervision – wirkungsvolles Beratungsinstrument in der Schule, Köln 2010.
- Universität Trier – Zentrum für Lehrerbildung: Beratung und Supervision
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