Durch seine von ihm gegründete TEACH!-Methode verbindet er die Bereiche Schauspiel, Coaching und Lehren. So vermittelt er Lehrkräften das psychologische Handwerkszeug, um im stressigen Schulalltag Leichtigkeit zu spüren, welches im Referendariat zu kurz kam: Zeitmanagement-Techniken, Selbstfürsorge, Körpersprache …
Er ist Autor von 2 Büchern zu diesen Themen, der Gastgeber des Podcasts: “TEACH! Der Podcast für Lehrer” und bietet die zertifizierte Ausbildung zum „TEACH!-Method Practitioner” an.
Website: home.kressmann-coaching.com
Instagram: christian.kressmann
Körpersprache des autoritativen Führungsstils – Classroom Management ohne Worte
Ein effektives Classroom Management erfordert mehr als nur Worte. Die Körpersprache einer Lehrkraft spielt eine entscheidende Rolle bei der Schaffung einer positiven Lernumgebung.
In diesem Blogbeitrag erkunden wir, wie der autoritative Führungsstil durch nonverbale Kommunikation im Klassenzimmer umgesetzt werden kann.
Einleitung
Körpersprache, die stumme Melodie der Kommunikation, vermag im Klassenzimmer lauter zu sprechen als Worte. Hier, wo die Balance zwischen Führung durch die Lehrkräfte und Schülerbeteiligung zählt, gewinnt nonverbale Kommunikation an fesselnder Bedeutung. Tauchen wir in die faszinierende Welt der Körpersprache ein und enthüllen, wie der autoritative Führungsstil durch diskrete Zeichen und subtile Gesten im Klassenzimmer wirkungsvoll gelebt werden kann.
In der Bildungslandschaft von heute geht es nicht mehr nur um reine Informationsvermittlung. Vielmehr bedeutet es, ein Terrain zu formen, auf dem Schülerinnen und Schüler nicht nur lernen, sondern gedeihen. Der autoritative Führungsstil offenbart einen ausgewogenen Tanz – die Fähigkeit der Lehrkraft, klare Grenzen zu ziehen und Erwartungen zu setzen, im harmonischen Einklang mit tiefem Einfühlungsvermögen für die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler.
Doch die unvergleichliche Rolle der Körpersprache bleibt oft unerforscht: Die Art und Weise, wie sich eine Lehrkraft durch das Klassenzimmer bewegt, die Intensität ihres Blicks, die Haltung, die sie annimmt – all dies webt stumme Botschaften, die weit über das gesprochene Wort hinausragen. Von gesteigerter Aufmerksamkeit bis hin zur Etablierung respektvoller Miteinander-Manieren – nonverbale Kommunikation ist ein machtvolles Werkzeug, um ein Ambiente zu kreieren, das sowohl für effektives Lernen als auch erfolgreiches Classroom Management befruchtend wirkt.
Doch wie formt die Körpersprache den autoritativen Führungsstil im Klassenzimmer? Wie können Lehrerinnen und Lehrer bewusst nonverbale Symbole nutzen, um eine Atmosphäre heraufzubeschwören, in der Erkenntnisblüten gedeihen können? Die nächsten Abschnitte nehmen diese Fragen in den Fokus. Wir tauchen in die Wurzeln des autoritativen Führungsstils ein und beleuchten, wie verschiedene Aspekte der Körpersprache – vom forschenden Blick bis zur kraftvollen Haltung – das Classroom Management auf unsichtbare, aber dennoch ausdrucksstarke Weise prägen können.
Begib dich mit uns auf eine Reise durch die Sphäre der nonverbalen Kommunikation im Klassenzimmer und entdecke, wie du durch meisterhafte Körpersprache die Bühne des Lernens formen kannst. Manchmal hinterlassen nicht die Worte den bleibendsten Abdruck, sondern die Weise, wie sie in den Raum gesät werden.
I. Die Grundlagen des autoritativen Führungsstils
Stell dir vor, das Klassenzimmer ist wie ein Orchester, und die Lehrkraft ist der Dirigent, der den Takt angibt. Hier entfaltet sich der autoritative Führungsstil in seiner ganzen Pracht. Er ist kein Diktat, sondern eine Sinfonie aus Struktur und Freiheit, in der jeder Ton seinen Platz findet.
Der autoritative Führungsstil geht über reine Autorität hinaus. Er ist der Fluss, der die Wogen der Disziplin sanft lenkt, während er gleichzeitig die Tür zur Schülerbeteiligung weit öffnet. Diese Art des Führens findet den Mittelweg zwischen Starrheit und Laissez-faire. Es ist die Kunst, klare Erwartungen zu setzen, ohne die Tür für Kreativität und Selbstentfaltung zuzuschlagen.
Die wichtigsten Merkmale des autoritativen Führungsstils:
- Struktur und Freiheit: Wie die Noten einer Sinfonie verwebt der Führungsstil klare Regeln und Raum für individuelle Entfaltung.
- Gegenseitiger Respekt: Er basiert auf Achtung vor Schülerinnen und Schülern und deren Meinungen, was zu einer Atmosphäre des Vertrauens führt.
- Klare Erwartungen: Die Lehrkraft zeigt den Kurs auf, ohne dabei die Schülerinnen und Schüler im Unklaren zu lassen.
- Unterstützung und Empowerment: Die Lehrkraft fungiert als starker Anker, der Schülerinnen und Schüler dazu ermutigt, ihre Fähigkeiten zu entdecken und zu nutzen.
- Flexibilität und Anpassung: Wie der Dirigent, der auf das Orchester reagiert, passt sich die Lehrkraft den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler an und ermöglicht ein dynamisches Lernumfeld.
Doch wie kommt die Körpersprache in diesem anspruchsvollen Zusammenspiel ins Spiel? Die Körpersprache ist der unsichtbare Dirigentenstab, der die Nuancen des autoritativen Führungsstils präzise kommuniziert. Jede Bewegung, jeder Blick, jede Geste vermittelt subtile Botschaften, die die Atmosphäre im Klassenzimmer formen.
Stell dir vor, wie die aufrechte Körperhaltung der Lehrkraft das Bild einer festen Leitplanke zeichnet, die den Kurs hält. Ein fester Blickkontakt sendet Signale von Präsenz und Ernsthaftigkeit aus, während ein Lächeln Wärme und Offenheit verströmt. Diese visuellen Elemente des autoritativen Führungsstils sind wie Noten in einer Partitur, die im Einklang harmonieren, um die emotionale Resonanz im Raum zu lenken.
Die Körpersprache ist keine isolierte Kunstform, sondern ein untrennbarer Bestandteil des authentischen Führens im Klassenzimmer. Sie verleiht den Worten Bedeutung und den Regeln Leben. Im nächsten Abschnitt werden wir uns eingehend mit den verschiedenen Aspekten der Körpersprache befassen und enthüllen, wie sie den autoritativen Führungsstil in ein kraftvolles Kommunikationsinstrument verwandelt.
II. Die Macht der nonverbalen Kommunikation
Stell dir vor, die Körpersprache ist wie ein stummer Dolmetscher, der Geheimnisse enthüllt und Emotionen zum Ausdruck bringt. Im Klassenzimmer ist es oft nicht das Gesprochene, das die lauteste Stimme hat – es sind die subtilen Gesten, die zwischen den Zeilen flüstern und die emotionale Landschaft formen.
Wie die leisen Zwischentöne in einer Komposition, erzeugen Körpersignale des Führens und des Folgens, auch bekannt als "Statussignale", eine faszinierende Dynamik. Denken wir an den Dirigenten und das Orchester zurück. Wenn der Dirigent seinen Taktstock hebt, synchronisieren sich die Musiker. Ähnlich verhält es sich im Klassenzimmer. Die Körpersprache der Lehrkraft kann die Schülerinnen und Schüler im Einklang halten, ohne ein einziges Wort zu sagen.
Die Kunst der nonverbalen Kommunikation liegt darin, dass sie uns einen Einblick in die verborgenen Strömungen des Miteinanders gewährt. Ein Blick, der die Stirn runzelt, kann leise Bedenken vermitteln. Ein offenes Lächeln kann eine Atmosphäre von Vertrauen und Offenheit schaffen. Diese visuellen Anzeichen beeinflussen das Classroom Management auf unaufdringliche, aber tiefgreifende Weise.
Die nonverbale Kommunikation ist ein wertvolles Instrument, das das emotionale Klima der Klasse regulieren kann. Wenn eine Lehrkraft aufrichtiges Interesse und Empathie ausstrahlt, kann dies einen Schneeballeffekt erzeugen – Schülerinnen und Schüler fühlen sich gehört und respektiert, was wiederum die Bereitschaft erhöht, an Lernaktivitäten teilzunehmen.
Im nächsten Abschnitt werden wir in die Welt der Körpersignale des Führens und des Folgens eintauchen. Wir werden enthüllen, wie diese Statussignale den Fluss der nonverbalen Kommunikation beeinflussen und wie Lehrkräfte sie gezielt einsetzen können, um eine dynamische und produktive Lernumgebung zu schaffen.
III. Statussignale und „Die Elemente der Körpersprache im autoritativen Führungsstil“
Der Schauspiellehrer Keith Johnstone enthüllte die verschiedenen Körpersignale, die in menschlichen Interaktionen auftreten und deutlich die Beziehungsdynamik prägen. In dieser faszinierenden Choreografie der Gesten nehmen andere Forscherinnen und Forscher ebenfalls ihren Platz ein, um die Tiefen der Körpersprache zu erforschen. Diese Erkenntnisse sind nicht nur im Schauspiel von Bedeutung, sondern auch für den Lehrerberuf äusserst interessant. Hier verschmelzen erlernbare Fähigkeiten für Schauspielerinnen und Schauspieler mit den Potenzialen einer Lehrkraft.
Diese Signale geben Antworten auf faszinierende Fragen:
- Wer darf in welcher Weise Berührungen setzen?
- Wie formen Worte über uns und andere unser Umfeld?
- Sind es Geschichten, die unsere und die Würde anderer stärken oder schwächen?
- Welche Haltung nimmt unser Körper ein?
- Wie fliesst unsere Atmung?
- Wie gestaltet sich unser Satzbau?
Die bewusste Anpassung von Statussignalen an die jeweilige Situation verleiht dir als Lehrkraft die Fähigkeit, den Verlauf von Interaktionen zu lenken. Du strahlst Sympathie aus oder erntest mehr Respekt, du strömst Vertrauenswürdigkeit oder gewährst Raum für die Öffnung des Anderen.
Dieser „Status“ hat dabei nichts mit dem sozialen Status zu tun. Es handelt sich dabei um die situative Rollenverteilung. Folgende Dimensionen der Körpersprache charakterisieren dabei diese situative Rollenverteilung:
Das beeinflusst deinen Status
Es gibt dabei folgende Dimensionen, die Einfluss auf deinen Status haben:
Dabei wirken alle Körpersignale zusammen und der „Durchschnitt“ dieser Signale entscheidet dann, wer in der Situation die Führung übernimmt.
Wenn du als Lehrkraft zum Beispiel sehr symmetrisch stehst, aber dabei häufig blinzelst, dann wäre dein symmetrischer Stand ein Hochstatussignal und das häufige Blinzeln ein Tiefstatussignal.
Deinen Status bewusst beeinflussen – autoritativ führen!
Wichtig: Allein Hochstatussignale zu zeigen, ist der falsche Ansatz! Die Mischung aus Tiefstatus und Hochstatus ist der richtige Weg. So zeigst du dich sowohl menschlich und verletzlich als auch kraftvoll und respekteinflössend.
Willst du nun durch deine Körpersprache Signale der liebevollen Führung senden, dann nimm dir folgende Punkte zu Herzen:
- Blinzle wenig, wenn du Anweisungen gibst
- Halte dich symmetrisch
- Sprich ruhig und habe viel Atem
- Zeige beim Lächeln die Zähne und lache laut und kraftvoll – trau dich!
- Sage innerlich Sätze wie „Ich bin für dich da. Ich beschütze dich. Ich glaube an dich …“
- Erhöhe die Schülerinnen und Schüler – lobe sie und freue dich aufrichtig über ihre Erfolge.
- Nimm mit deinen Gesten viel Raum ein: Der Klassenraum inkl. aller Möbel „gehört“ dir.
Schlussbemerkung
Das flüssige Sprechen der „Sprache des Körpers“ ist ebenso anzugehen wie das Lernen und Sprechen einer anderen Sprache wie Englisch, Italienisch oder Chinesisch.
Nimm dir Zeit, übe, übe, übe und gönn dir Unterstützung in Form von Mentoren, Coaches, Büchern usw. Aber du hast einen Vorteil: Dein Körper spricht diese Sprache schon unbewusst – du musst sie dir für deinen Lehralltag lediglich bewusst machen!
Eine ausführliche Liste von diesen Statussignalen und weitere Übungen findest du in meinem Buch „TEACH! Vom didaktischen Konzept zum konkreten Verhalten vor der Klasse“.
Ich wünsche mir für dich als Lehrkraft: Erobere dir die Macht der Körpersprache zurück und erleichtere dir so alle Aspekte der Klassenkommunikation!
TEACH! Vom didaktischen Konzept zum konkreten Verhalten vor der Klasse.
Mehr zu Körpersprache und vielen weiteren „weichen Faktoren“ des Lehrberufs findest du in dem Buch „TEACH! Vom didaktischen Konzept zum konkreten Verhalten vor der Klasse“:
Lehrkräfte machen das Unsichtbare sichtbar, das Komplexe einfach und schaffen Strukturen im Wissens-Chaos.
Die Schlüsselkompetenzen einer guten Lehrkraft geraten aber in der universitären Bildung durch den fachwissenschaftlichen Fokus gelegentlich in den Hintergrund: Motivation für das Lehren, Freude am Vermitteln, Kommunikation mit den Schülerinnen und Schülern.
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